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US-Elite kommt gern nach Essen


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„v.l.n.r.: Molly Bauer, 1000th Krupp intern;
Berthold Beitz, Dr. Karen Kramer“

Drei seiner Enkel und fünf Urenkel leben in den USA. Aber das ist nicht die einzige Verbindung, die Berthold Beitz quer über den Atlantik unterhält. Als Kuratoriumschef der Essener Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung rief Beitz 1982 ein Stipendienprogramm für Studenten der kalifornischen Stanford-University ins Leben. In sechs Monaten lernen die Teilnehmer erst Deutsch, danach werden sie in Berufspraktika vermittelt.Amerika-Kenner Beitz wollte so mit dazu beitragen, dass US-Führungsnachwuchs Deutschland im Alltag und bei der Arbeit kennenlernt. Vergangene Woche begrüßte Beitz den 29. Stipendiatenjahrgang auf Villa Hügel, dazu einige Ehemalige: "Eine große Familie."

Diesmal sind 54 Teilnehmer an Bord. Inzwischen nimmt der Andrang in jedem Jahr zu, wächst also auch die Warteliste. Karen Kramer, Direktorin des "Stanford Study Center" Berlin, berichtete in Essen davon. Die Praktika, vermittelt von der Krupp-Stiftung, seien ein "Extra", das weltweit allein im Berlin-Angebot von Stanford vorkommt. Das beeindruckte 1994 auch Chris Field, damals Nummer 400 der Essener Stipendiaten. Das Praktikumsanagebot in einem ostdeutschen Computerunternehmen habe den Ausschlag für ihn gegeben, sagte er. Der Ingenieurstudent arbeitete später im Silicon Valley, studierte zusätzlich Jura, wurde Anwalt bei einer Groß-Kanzlei - und macht sich nun gerade selbstständig. Mit seinem Online-Portal will er Firmengründern helfen, große Kosten für die Rechtsberatung zu vermeiden.

Flexibilität demonstrierte in Essen auch Leslie Teichholz, 1988 die 200. Krupp-Stipendiatin. Studiert hatte sie Literaturwissenschaft. Ihr Praktikumsplatz führte sie zu den Bühnenhandwerkern hinter den Kulissen der Deutschen Oper Berlin. Nach Studienabschluss wechselte sie in die Finanzbranche - und kehrte dann mehrfach nach Deutschland zurück. "Als Fondsmanagerin musste ich Interviews mit deutschen Managern führen. Die sprachen alle besser Englisch als ich Deutsch." Heute bewundert Teichholz die starke Rolle, in die Deutschland nach der Finanzkrise gerückt sei.

Diesen Eindruck teilt die studierte Wirtschaftsingenieurin Tracy Vo, Stipendiatin Nummer 800 aus dem Jahr 2005, heute ebenfalls im Finanzgeschäft. Sie hat zudem festgestellt: "Freundschaft ist in Deutschland tiefer als bei uns." Ihr Kontakt zu Freunden in Süddeutschland hält bis heute.

Nun freut sich Mary E. Bauer, 21, auf eigene Erfahrungen. Ab Juni wird die Studentin der Literatur und Kunst als 1000. Stipendiatin ein Praktikum bei der Fotografischen Sammlung des Essener Museums Folkwang antreten - einem Haus, das Berthold Beitz und der Krupp-Stiftung seinen fulminanten Neubau verdankt.

Quelle: Welt am Sonntag | Autor: Peter Lamprecht| 15.05.2011